Der Notbremsassistent
Vermutlich hat jeder das schon mal erlebt: Nach Stunden der Fahrt auf der Autobahn ist man ganz schön erschöpft, aber leider immer noch nicht am Ziel. Die Sinne werden ein wenig matter, man verliert sich eine Sekunde zu lang beim Blick in die Ferne – und bemerkt die aufleuchtenden Rücklichter des Vordermanns doch ein wenig später, als man vielleicht sollte.
Was der Notbremsassistent kann
Zum Glück geht sowas oft gerade noch gut. Dann bremst man rechtzeitig runter und kommt mit dem Schrecken davon. Doch oft genug gehen bereits kleine Unaufmerksamkeiten ziemlich schief: Da ist man nur eine Sekunde lang nicht auf der Hut und hat plötzlich – im besten Falle „nur“ – einen ziemlichen Blechschaden zu verantworten. Oder Schlimmeres.
Am Ende des Tages ist der Mensch nun mal keine Maschine und wird mit Fehlern und Schwächen ausgeliefert. Dazu gehört eine begrenzte Aufmerksamkeitsspanne – und eben die soll mithilfe des technischen Fortschritts ausgeglichen werden. Seit einigen Jahren werden LKW mit Notbremsassistenten ausgestattet: Seit 2015 gilt die verpflichtende Ausstattung für alle neu zugelassenen LKW, seit 2018 gilt sie auch für alle Nutzfahrzeuge ab 3,5 Tonnen.
In aller Kürze ist das Prinzip leicht erklärt: Mithilfe von Sensoren bemerkt der Assistent mögliche Hindernisse und warnt dann den Fahrer davor. Das kann beispielsweise durch eine Leuchte oder akustische Signale geschehen. So kann der Fahrer etwa darauf hingewiesen werden, dass er den nötigen Sicherheitsabstand nicht mehr einhält. Allerdings ist es auch möglich, dass der Assistent im Gefahrenfall schlicht selbst die Geschwindigkeit runterfährt oder sogar eine Gefahrenbremsung einleitet. Es gibt auch Systeme, die Sitzposition und Sicherheitsgurte anpassen, wenn ein Unfall absolut nicht mehr zu vermeiden ist. Sie sollen so vor schlimmen Verletzungen schützen.
Dennoch sind Auffahrunfälle noch kein Relikt der Vergangenheit, sondern immer noch bittere Realität. Das hat mehrere Gründe.
Wo liegen die Probleme?
Zum einen kann es passieren, dass die äußeren Umstände den Notbremsassistenten überfordern und eine korrekte Berechnung des Bremsweges erschweren. Eine Bremsung auf trockenem Boden ist genau wie für menschliche Fahrer auch für den Notbremsassistenten etwas anderes, als das Abbremsen bei Sturm, Regen und nasser Fahrbahn. Fährt man hier nicht den Umständen entsprechend angepasst, hat es auch der Notbremsassistent schwer.
Dazu kann selbst die Technik nur wenig helfen, wenn eine Bremsung zwar möglich wäre, aber beispielsweise die Reifen völlig abgefahren sind und über die Fahrbahn rutschen. Ein aktiver Notbremsassistent bedeutet also nicht, dass ab sofort alles von alleine läuft.
Leider kommt es aber auch vor, dass manche Fahrer den Notbremsassistenten manuell abschalten – etwa, um den Windschatten anderer Fahrzeuge besser ausnutzen zu können. Das geht dann auf Kosten des Sicherheitsabstandes und eine rechtzeitige Reaktion wird erschwert.
Auf der anderen Seite kann es aber auch zu Problemen kommen, wenn man sich aufgrund des Abschaltens nicht an den Notbremsassistent gewöhnt. Dann kann es passieren, dass einen das Gerät erschreckt. Etwa, weil man nicht mit einer plötzlichen Bremsung oder einem lauten Warnsignal des eigenen LKW rechnet, wenn ein anderes Fahrzeug regelwidrig vor einem einschert. Der LKW bremst runter und man selbst tritt vielleicht nochmal doller auf die Bremse – was wiederum den Hintermann gefährden kann. Vor allem, wenn dieser selbst keinen Notbremsassistenten aktiv hat.
Aktuell wird bereits an Regelungen gearbeitet, die dabei helfen sollen, Auffahrunfälle besser zu vermeiden. Unter anderem wird über eine genauere Anpassung der Technik diskutiert. „Eurotransport“ berichtet beispielsweise darüber, dass die Warnphase des Notbremsassistenten gestrichen werden könnte, wenn es um Kolonnenfahrten geht. Dort könnte der LKW statt eines Warnsignals einfach direkt die Notbremsung einleiten, um den Bremsweg bei zu niedrigen Abständen auszugleichen. Außerdem soll ein Abschalten des Notbremsassistenten künftig sanktioniert werden, kündigte das Bundesverkehrsministerium an.
Es lohnt sich also, den Notbremsassistenten in der Regel eingeschaltet zu lassen – vor allem, um die eigene Sicherheit und die der anderen Fahrer zu schützen. (von Christina/Unermüdlich-Blog)