Was bringt ein Erdgas-Antrieb – LNG-Lkw statt Dieselfahrzeuge für die Logistik?

Was bringt ein Erdgas-Antrieb – LNG-Lkw statt Dieselfahrzeuge für die Logistik?

Der überwiegende Teil der schweren Lkw auf den Autobahnen in Deutschland wird heute mit Diesel betrieben. Das kann sich künftig ändern. Denn LNG-Lkw sind tendenziell günstiger im Betrieb und verursachen weniger CO2-Emissionen – bei gleicher Leistungsfähigkeit wie Diesel-Lkw. Auch dank Mautbefreiung kann sich diese Alternative finanziell gegenüber einem Diesel-Fuhrpark behaupten. Nachfolgend erfahren Sie mehr über den LNG-Antrieb sowie die Vorteile von LNG-Lkw – inklusive beispielhaftem Kostenvergleich.

Für welche Fahrzeuge kann LNG genutzt werden?

LNG (Liquefied Natural Gas) kann für den Antrieb von LNG-Lkw und Schiffen in der Binnen-, Küsten- und Seeschifffahrt genutzt werden. Für das Auto ist ein LNG-Antrieb dagegen nicht geeignet. Hier wird in seltenen Fällten ein CNG-Antrieb (Compressed Natural Gas) genutzt.

Was sind LNG-Lkw?

LNG-Lkw sind Lastkraftwagen, die mit dem Treibstoff Liquefied Natural Gas (verflüssigtes Erdgas) betankt und angetrieben werden. Erdgasmotoren werden international bereits seit vielen Jahren eingesetzt. Namhafte Hersteller wie Iveco, Scania und Volvo bieten Lkw mit LNG-Antrieb ab Werk an.

Hier einige Modelle im Überblick:

ModellbezeichnungLeistungReichweite
IVECO Stralis NP460 PSBis zu 1.500 km
Scania G 410 LNG410 PSCa. 1.600 km
Scania P/G LNG 340340 PSCa. 1.000 km
Volvo FH LNG420 PS oder 460 PSBis zu 1.000 km
Volvo FM LNG420 PS oder 460 PSBis zu 1.000 km

​Wie viel kosten LNG-Lkw?

Der Preis für einen neuen LNG-Lkw variiert je nach Modell und Ausstattungsvariante. Im Vergleich zu einem konventionellen Modell, das mit Diesel betrieben wird, ist grundsätzlich mit Mehrkosten zu kalkulieren. Große Lkw mit LNG-Antrieb erfordern im Vergleich zu Diesel eine Mehrinvestition von schätzungsweise 35 Prozent. Diese anfängliche Mehrinvestition kann sich allerdings durch Einsparungen im laufenden Betrieb zügig amortisieren. Außerdem fördert die Bundesregierung den Einsatz von LNG-Lkw durch eine vollständige Mautbefreiung.

Wie wird verflüssigtes Erdgas getankt?

Zunächst sollte der Tankende eine geeignete Schutzausrüstung verwenden, die ihn der Kälte schützt, die vom Flüssigerdgas ausgeht: Schutzbrille bzw. Gesichtsschutz, Kälteschutzhandschuhe, Oberberbekleidung mit langen Ärmeln, lange Hose, festes Schuhwerk.

Dann wird das LNG-Fahrzeug in vier Schritten betankt:

1. Erdung

Die Zapfsäule ist in der Regel mit einem Schutzleiter ausgestattet, der mit dem Kraftstofftanks verbunden werden muss – entweder an dessen Erdungspunkt oder an einem ungestrichenen Metallteil der Tankaufhängung.

2. Entfüftung

Eventuell sollte der Druck im Fahrzeugtank über den Dampfrückschlauch an der Tankstelle um bis zu 10 bar reduziert werden. Das wird in der Regel auf dem Bildschirm der Zapfsäule angezeigt.

3. Reinigung des Tankanschlusses

Mittels Druckluft-Blaspistole wird nach Entfernung des Tankdeckels der Tankanschluss gereinigt.

4. Befüllung

Das LNG wird über den Befüllschlauch in den Tank geleitet.

Der gesamte Tankvorgang nimmt etwa sieben Minuten Zeit in Anspruch.

Welche Reichweite hat ein LNG-Lkw mit einer Tankfüllung?

Wie weit ein Lkw mit einer Tankfüllung LNG kommt, hängt vom Modell ab. Der Scania G 410 LNG beispielsweise erzielt eine Reichweite von etwa 1.600 Kilometern. Im Hinblick auf die Reichweite sind LNG-Lkw also mit Diesel-Lkw vergleichbar.

Kann ich verflüssigtes Erdgas und Autogas tanken?

Nein, LNG und LPG sind unterschiedliche Energieträger bzw. Kraftstoffe. Während Flüssigerdgas LNG (Liquefied Natural Gas) vorwiegend aus Methan besteht und tiefkalt gelagert wird, handelt es sich bei Autogas um Flüssiggas (LPG), welches vorwiegend aus Propan besteht und sich unter Druck verflüssigt. Deshalb erfordert ihr Einsatz eine unterschiedliche technische Ausstattung und entsprechend eigene Gebrauchs- und

Sicherheitsstandards.

LNG und Diesel im Vergleich (mit Beispielrechnung)

Ist LNG die bessere Alternative zu Diesel?

In mehreren Punkten ist der Erdgas-Antrieb gegenüber Diesel im Vorteil. In ihrer Leistung sind LNG-kompatible Motoren mit konventionellen Dieselmotoren vergleichbar. Allerdings verursachen die LNG-betriebenen Varianten circa 50 Prozent weniger Lärm-Emissionen. Gerade bei der nächtlichen Anlieferung kann das ein entscheidender Faktor sein. Bei Liquefied Natural Gas wird im Vergleich zu Diesel der Ausstoß von Schwefeloxid und Feinstaub nahezu komplett reduziert. Wechsler verursachen etwa 85 Prozent weniger Stickoxid-Emissionen; außerdem bis zu 25 Prozent weniger CO2-Ausstoß. Flüssiges Erdgas ist im Vergleich zu Diesel meist um rund 10 bis 15 Prozent günstiger. Eine Preisdifferenz, die in den nächsten Jahren noch weiter anwachsen kann: So prognostiziert eine Studie, die vom Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegeben wurde, dass sich der Erdgaspreis bis 2030 um 10 % erhöht, während der Dieselpreis schätzungsweise um 80 % steigt. Zudem sind LNG-Lkws bis Dezember 2023 vollständig von der Maut befreit (Stand März 2021).

Im Folgenden ein Vergleich der möglichen Kosten von dieselbetriebenen gegenüber LNG-Lkw:

KraftstoffkostenDieselLNG
Laufleistung p. a.300.000 km300.000 km
Verbrauch pro 100 km29 l25 kg
Preis0,95 €/l0,75 €
Kraftstoffkosten pro 100 km27,55 €18,75 €
Kraftstoffkosten p. a.82.650 €56.250 €
Mautgebühr

Laufleistung p. a.300.000 km300.000 km
Mautgebühr pro km0,18 €0 € (Mautbefreiung)
Mautgebühr p. a.54.000 €0€ (Mautbefreiung)
Gesamtkosten

Kraftstoffkosten p. a.82.650 €56.250 €
CO2-Abgabe 20215.7643.975
Mautgebühr p. a.54.000 €0 €
Mautgebühr p. a.142.414 €60.225 €
Kostenersparnis p. a. durch LNG/Lkw82.189 €
Kostenersparnis p. a. durch LNG bei Fuhrpark von 15 Lkw1.232.835 €

Beispielpreise zzgl. MwSt. Das Rechenbeispiel ist als unverbindlich zu sehen und stellt lediglich eine Indikation dar. Eine konkrete und detaillierte Berechnung erfolgt individuell. Stand der Daten: Januar 2021. Der Vergleich zeigt: Der Umstieg von dieselbetriebenen zu LNG-Lkw zahlt sich aus. Der tendenziell günstigere Kraftstoffpreis und die Mautbefreiung machen den Betrieb günstiger und führen zu einer schnellen Amortisation.

​Wie viele LNG-Tankstellen gibt es in Deutschland?

Aktuell sind bundesweit 47 öffentliche LNG-Tankstellen in Betrieb, außerdem rund 52 in Planung (Stand: 1. März 2021) – Tendenz steigend. Hinzu kommen betriebseigene LNG-Tankstellen: Sie können sich insbesondere für Unternehmen lohnen, die über einen Fuhrpark von mindestens 15 LNG-Lkw verfügen, die regelmäßig vor Ort betankt werden und eine Laufleistung von mehr als 120.000 km pro Jahr erbringen. (Primagas)

​Mehr LNG-Lkw in Deutschland? Ein Ausblick.

​Wie wird sich die Verbreitung von LNG-Lkw entwickeln?

Die zuvor genannten Fördermaßnahmen der Bundesregierung machen Lkw, die mit Liquefied Natural Gas fahren, zu einer attraktiven Alternative gegenüber Diesel-Lkw. Ziel ist es unter anderem, den Anteil von Erdgas am Kraftstoffmix auf 4 % zu steigern. Um es zu erreichen, wird der Staat durch die LNG-Taskforce und Initiative Erdgasmobilität unterstützt – einem branchenübergreifenden Zusammenschluss von Unternehmen (zum Beispiel Energieversorger und Automobilkonzerne), der von der Deutschen Energie-Agentur dena koordiniert und moderiert wird. Es gibt mehr als einen guten Grund, Liquefied Natural Gas (verflüssigtes Erdgas / Flüssigerdgas, LNG) als Kraftstoff für Ihren Fuhrpark zu nutzen: LNG-Lkw reduzieren tendenziell Ihre Fuhrpark-Kosten und schonen gleichzeitig die Umwelt. Die Fahr- und Leistungseigenschaften entsprechen denen von Diesel-Lkw und die Handhabung ist unkompliziert. Das sind handfeste Wettbewerbsvorteile, die in Zukunft vermutlich noch entscheidender werden – nicht nur in Deutschland. (Quelle: PRIMAGAS)

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